
Eva Maria ist Ernteteilerin und im Dorfgarten-Team. Sie war dabei und beteiligt als die erste CSA in Östereich, die GELA Ochsenherz, entstand. Vor 12 Jahren schrieb sie einen Text zum Thema Geld. Es gab ihn schon mal öffentlich in einer etwas veränderten Form in den Streifzügen. Allerdings hat Eva damals nicht so recht gepasst wie der Text „zurechtgebogen“ wurde vom Lektorat. Hier steht er jetzt mit allen seinen Fragezeichen. Viele rütteln so wie Eva irgendwann an den Stäben. Die meisten hören damit wieder auf, wenn sie merken, dass sie sie nicht verbiegen können. Genau denen kann Evas Text Mut machen. Vielleicht wird durchs Rütteln das Schloss sichtbar und eines Tages gibt jemand den Schlüssel an der Kasse ab. Was Eva schreibt, lässt es erahnen.
Wien, 18.6.2013
Ich habe.
Interessant – ich beginne meinen Text mit „Ich habe.“ Was habe ich? Habe ich was? Was heißt das: „Ich habe“? Der Beginn „Ich habe“ sollte eigentlich ein ganzer Satz werden. Dann war ich abgelenkt und als ich wieder aufs Papier blickte, stand da „Ich habe“. Der restliche Satz hat sich in Nichts aufgelöst.
Eigentlich will ich schreiben was mich seit langer Zeit beschäftigt bezüglich Thema Geld.
Da ich mir für heuer vorgenommen habe die Themen „Geld“ und „Zeit“ für mich zu bearbeiten, zu entzaubern, zu verstehen, mich aus der Sklaverei zu befreien. Von der selbst gemachten Sklaverei zu befreien.
Wie entsteht dabei der Wunsch einen Workshop zum Thema „Geldlos leben“ machen zu wollen? Weil all die Infos, die ich mir bisher zu diesen Themen schon geholt habe komplett unbefriedigend waren und sind.
Erst im 54er Streifzug finde ich „meine“ Ansätze, die ich bisher nicht in Worte fassen konnte. Intuitiv bin ich schon in diese Richtung unterwegs. Darüber zu lesen macht mich froh und aufgeregt. Ich werde ungeduldig, will was tun. Möchte Menschen finden, die das mit mir träumen, planen, tun und feiern. Nicht DIE Lösung zu finden ist mein Anspruch. Jedoch einen Weg zu finden, zu erarbeiten um zu beweisen, dass es möglich ist ein komplexes Leben unter Einbeziehung aller Facetten und aller Völker, ohne Geld zu führen, zu erleben, zu überleben.
Es fällt mir total schwer Worte zu finden, die nicht abgedroschen sind und doch das aussagen was ich meine. Meine Vision, die ich vor mir sehe, nachvollziehbar niederzuschreiben. Es ist ja auch in mir noch völlig unklar wie es gehen könnte. Wobei ich einfach weiß, dass es möglich ist. Deshalb brauche ich andere Menschen, Gleichgesinnte, die wiederum ihre Visionen einbringen.
Was entsteht in mir?
Irgendwann war der Gedanke da, dass ich eigentlich gar kein Geld bräuchte, wenn nicht andere es von mir wollten. Deshalb finde ich auch den Ansatz von Heidemarie Schwermer gelinde gesagt etwas hatschert. Auch wenn sie selbst ohne Geld lebt, partizipiert sie bei denen, die Geld haben, oder in einer Lohnarbeit stehen, oder auf irgendeine andere Weise ihr Geld erwerben. Es ist nun mal so, dass per se ein Leben ohne Geld nicht möglich ist. Lässt man das System so wie es ist.
Lange Zeit dachte ich Tausch wäre das Optimale. Wir tauschen einfach unsere Fähigkeiten und Gegenstände. So entsteht kein Mangel. Bei diesen Gedanken merkte ich, dass sich irgendwas nicht ausgeht. Ich konnte es nicht greifen. Die Gedankenkonstruktion ging ins Leere. Bis zu einem bestimmten Punkt konnte ich mir diese heile Tauschwelt schön und stimmig ausmalen. Dann plötzlich stand ich an. Das wiederum bewirkte, dass meine Gedanken total abgedriftet sind in andere innere Welten. Mittlerweile ist die Gedankenhürde schon greifbarer geworden. Der Stolperstein, der Hemmschuh, die Unterbrechung:
Wir ERWARTEN für alles eine Gegenleistung! Auch beim Tausch! „Wenn du mir die Glühbirne rein schraubst, passe ich eine Stunde auf dein Kind auf.“ Wir WOLLEN gar nichts nehmen, ohne eine Gegenleistung bieten zu können. Andererseits fühlen wir uns ausgenützt, wenn wir was geben (sei es ein materielles Stück, oder ein immaterielles Gut) und keine Gegenleistung erhalten. Mit dieser Haltung ist auch der geldlose Tausch eine kapitalistische Währung. Wenn mir mein Nachbar die Wohnung ausmalt, was „gebührt“ ihm dann als Gegenleistung? Was ist mir das Ausmalen „wert“? Was oder wie viel erwartet er dafür? Gleich ist mensch versucht eine Werte-Regelung zu finden: 1x Ausmalen = 3x Haare schneiden, oder so…
In dieser meiner Gedankenwelt fühlte sich das ganz und gar nicht stimmig an. Somit entfiel Tausch als Lösungsvariante zu Geld aus. Zwischendurch merkte ich, wie ein so ein kleines Gedänkelchen immer wieder leise um Gehör bat. Lange Zeit hörte ich nicht hin. So wurde das Gedänkelchen schließlich zu einem ausgewachsenen Gedanken, der Gehör forderte.
Bei dem Gedanken – alle bringen ihre Fähigkeiten ein und so kann eine Gruppe von Menschen in der vorhandenen Fülle leben ohne auch nur eine Münze oder einen Schein in die Hand zu nehmen…
…da sollte ich vielleicht zuerst die weiterführenden Gedanken darlegen. Nämlich die, die nach der „Tauschgedanken-Ära“ sich bei mir einnisteten. Ich sehe also eine Gruppe von Menschen, die sich zusammentut, um sich ein gemeinschaftliches Feld und Umfeld zu schaffen. Das geht übers Gärtnern, zum Haus bauen, zum Möbel bauen, zum Zimmern, Werken, Hämmern, streichen usw. Später braucht es dann immer noch gärtnern, kochen, stricken, putzen, waschen, reparieren, etc.
Für keine dieser Tätigkeiten braucht es Geld. Es braucht lediglich Menschen, die die unterschiedlichsten Fähigkeiten mitbringen. Das kann wirklich gelingen. Ein Mensch (oder mehrere) ist bereit den vormals „eigenen“ Grund her zu schenken. Andere sind bereit das Baumaterial zur Verfügung zu stellen – bis hin zum Ursprungsmaterial lässt sich diese Kette fortsetzen. Diese Kette ist dann natürlich überhaupt nicht so lange, wie sie jetzt im derzeitig herrschenden System ist. (Baumwolle: weben, färben, nähen usw.)
In diese wunderbare Gedankenwelt mischt sich dann bereits erwähntes Gedänkelchen…
Nochmal ein Schritt zurück… (es wird sichtbar, wie der Mini-Gedankenblitz verdrängt wird)
Bei der Aufzählung welche Fähigkeiten einzubringen sind in das neue Lebensmodell, ist mir aufgefallen, dass ich nur Geld brauche, weil es andere von mir wollen. Ich selbst bräuchte kein Geld. Diesen Gedanken fand ich erstaunlich. Und so recht glaubte ich mir selbst nicht. Bin ich doch auch ein Kind des Kapitalismus. Es ist aber tatsächlich so: Ich brauche nur deshalb Geld, weil Andere es von mir wollen. Natürlich funktioniere ich im Alltag wunderbar in dem gewohnten System. Der rebellische Gedanke ist aber wie ein Samenkorn in meinem Hirn, das aufgeht und heran wächst und sich durch nichts vertreiben lässt. Gut so! Ja, ich bräuchte kein Geld. Geld an sich ist mir nicht (mehr) wichtig. Diese Erkenntnis hat der neuen Gedankenwelt die Tore geöffnet. Wenn da nicht…
So komme ich jetzt zu dem Quergedanken, der sich da immer wieder meldet:
„Ja wenn es kein Geld mehr gibt, mit welchen Fähigkeiten bringe ich mich dann ein in einer
Gemeinschaft? Meine erlernte Fähigkeit ist die Fähigkeit mit Geld umgehen zu können. Ich bin Buchhalterin. Wer bitte braucht in einer geldlosen Gesellschaft eine Buchhalterin?“
So. Jetzt steht er hier auf dem Papier, der Gedanke. Hat einen Kanal raus aus meinem Kopf gefunden…
Dieses Geld klebt an mir wie ein Kontaktkleber. Ich werde es nicht los. Es streckt seine vielen Arme krakenhaft aus in nahezu alle Bereiche meines Lebens.